Liebe MitGeeks,
mittlerweile ist unser Gründer Matthias auch Geek-Papa und hat wohl massig Freude daran, neuen Geek-Nachwuchs großzuziehen! In unseren heutigen Geek-Kultur Beitrag beschäftigt er sich mit dem Spieltrieb bei Kindern, der uns Zocker ja (hoffentlich) nie verloren geht.
Viel Spaß beim Lesen!
Die Zockerleidenschaft ist fest in unserer DNA verankert, leider verlernen ca. die Hälfte aller Erwachsenen diese Gabe der Entdeckung und Freude wieder. Warum die Hälfte? Gerade hat der Verband der Gamesbranche Deutschland neueste Zahlen zur Games-Landschaft Deutschland veröffentlicht. Das Schöne: 10 Millionen Gamer sind derzeit über 50 Jahre alt und das Geschlechterverhältnis ist jetzt auch ausgeglichen mit 48 % weiblichen und 52 % männlichen Gamern.
Das sind schöne Zahlen für unser liebstes Geek-Hobby und ich würde mir wünschen, dass diese Zahl die nächsten Jahre und Jahrzehnte stetig wächst. Schließlich starten wir alle als 100 % Gamer!
Wir alle wissen, wie sehr Kinder ihre Welt erleben und kennenlernen durch das Spiel. Schon Schiller hat damals herausgefunden:
„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
Der "Homo Ludens" (Wikipedia Link), der spielende Mensch, ist uns einfach auf den Weg mitgegeben. Gerade als relativ frischer Geek-Papa, wird mir das sehr schön vor meine Geek-Brillen-Augen geführt. Meine Tochter fängt an zu "zocken", sobald sie die Augen aufmacht und hört erst auf, ihre Umwelt spielend zu verstehen, nachdem sie die Augen wieder schließt... und manchmal hör ich ein paar Save-Games-Abrufe in der Nacht durch ihre Träume.
Zur Klarstellung,meine Tochter hat noch nie ein Videogame selbst gespielt und mich auch bis jetzt noch nie bei einer Game-Session begleitet (außer einmal kurz gesehen, wie ich bei Witcher durch die Gegend geritten bin, geekseidank ohne Ghoul-Überfalle, aber die Landschaft allein ist ja schon verzaubernd). Der TV bleibt so gut wie immer aus und ab und an gibt es ein paar Kinderlieder auf Youtube. That´s it.
Es ist aber total spannend zu sehen und zu vergleichen, wie diese kindlichen Spielkonzepte später in Videospielen wieder aufgegriffen werden.
Hier eine kleine, persönliche Auswahl:
Verstecken - FPS
Auch wenn das Konzept am Anfang etwas Übung braucht, Stichwort: du siehst mich nicht wenn ich meine Augen schließe, ein Klassiker unter Kindern. Hinein versetzen in andere (wo könnte er mich suchen?), die Umwelt scannen (wo sind gute Verstecke?) und Strategie (eventuell sollte ich mich nicht jedes mal unter dem Bett verstecken!) werden hier spielerisch erlernt.
Kommt dir bekannt vor?
Jeder Shooter/FPS verlangt grundlegend nach diesen Fähigkeiten. Welchen Charakter spielt mein Gegenüber, welche Waffenart hat er gezückt? Wie ist das Level-Design, wo hab ich einen Vorteil, wo bin ich in die Enge getrieben? Ich sollte vielleicht auch nicht immer am gleichen Ort campen...
Sandburg - Aufbaustrategie
Jedes Kind liebt Sandspielplätze - von Väter auch als "Sand-halla" bezeichnet. Jede Aufbauform wird hier benutzt um Fantasie-Burgen und -Städte zu erbauen. Diese werden natürlich dann mit martialischen Gebärden und dementsprechend viel Freude zerstört (egal wie viel Zeit der Papa gerade in den Aufbau gesteckt hat *seufz). Dabei dürfen natürlich auch nicht die Playmobil/Lego-Ritter fehlen, die auf den Aussichtstürmen Wache schieben. Wehe, der Feind (meist im Sinne von kleinen Stöcken oder Steinen) greift an! Dann wird die Sandburg verteidigt und der Schatz in Sicherheit gebracht!
Kommt dir bekannt vor?
Jeder, der schon mal Zeit und Raum während einer Runde Civilization oder Total War vergessen hat, kennt das zu gut (One more turn, just one more turn.. oh hallo Sonne, ist denn schon Morgen?). Der zufriedene Blick auf die wie geschmiert laufenden Stadt, das Hochgefühl, wenn man die gegnerischen Burg nach langer Planung erobert oder hämisch grinsend zu Staub verwandelt. Sand-Halla hat uns eigentlich nie verlassen, egal wie mies die Grafik damals auch noch war. Da werden aus ein paar groben Pixel epische Burgen, so wie ein paar Stöckchen zu wilden Rittern werden.
Rollenspiele
Wir spielen Kita.. jetzt spielen wir Schule... jetzt spielen wir Friseur.. jetzt spielen wir Arzt.. jetzt... jetzt... jetzt... bräuchte Papa eine Pause.
Jeder der mit Kinder spielt kennt diese Explosion an Erfahrungsspielen. Gerne auch 3-4 Mal oder öfter hintereinander, gerne auch nach dem komplett gleichen Ablauf, ach was sag ich, es muss genau (!) so ablaufen wie die letzten 49 Mal vorher. Das Erlebte wird verarbeitet. Das Erlebte wird verstanden. Immersion wird geübt, neues probiert und bei Superhelden-Spielen sogar Dinge, die man eigentlich nicht selbst erleben kann, aber es fühlt sich halt verdammt gut an, wenn Papa dich packt und dafür sorgt, dass du wie Spidergirl die Wände hochklettern kannst!
Kommt dir bekannt vor?
Die wundervolle Welt der Rollenspiele lässt auch uns Fantasien ausleben, die wir vielleicht so nie erleben werden. Lässt uns Erfahrungen machen, die uns sonst vorenthalten wären. Nicht jeder von uns wird mal über ein eigenes Königreich herrschen aber in Videospielen können wir uns wie Könige fühlen. Selbst "erlebbare" Rollenspiele finden zB in Serious Games ihr Gamer-Publikum und so lernen wir über (echte) politische Systeme, neue Sprachen oder Mathematik. Unser Gehirn ist einfach für Rollenspiele gemacht und tief in uns verankert, so tief, dass es bei manchen auch beim gemeinsamen Schäferstündchen, dem Urtrieb schlechthin, gerne "hervorgeholt" wird.
Und es geht immer weiter:
Domino, Memory? - Strategiespiele, Trading Card Games!
Glücksspiele ala "würfle eine Rot und du darfst weiter ziehen" - Match 3 Games als Candy Crush & Co!
Was haben die meisten kindlichen Spiele gemeinsam?
Sie werden alle sehr körperlich erfahren. Gespielt wird mit allen Sinnen, gerne mit Bewegung und "greifen". Gut, hier unterscheiden wir älteren Gamer uns vielleicht, da wir hauptsächlich dann doch gerne mit der Couch eins werden oder die Kampfposition vor dem PC einnehmen (Oberkörper nach vorne, Nase fast am Bildschirm, Maushand verkrampft). Doch ein toller Trend hilft uns gerade dabei, wieder mit unseren ganzen Körpern zu erfahren: Virtual Reality!
Endlich bewegen wir unseren Kopf anstatt stur stundenlang geradeaus zu starren. Endlich ergreifen wir virtuelle Gegenstände und schwingen unseren Schwerter in Skyrim VR anstatt nur einen Knopf/Taste zu drücken. Endlich bewegen wir uns auf ein Objekt aktiv mit unseren Beinen zu, anstatt die Vorwärts-Taste zu drücken.
Ja, endlich können wir wieder so zocken, wie es uns in die Wiege gelegt worden ist.
Wir werden alle als Gamer geboren und bleiben es hoffentlich unser Leben lang!
Dieser Beitrag erschien zuerst auf unserem Schwester-Blog: Geekkultur.com